Selbstverständnis Students for Future HTWK
Einleitung
Wir, Students for Future HTWK, verstehen uns als aktivistische Gruppe mit Fokus auf die Veränderung unserer Gesellschaft und des Systems hin zu einer Form, die im Einklang mit sich selbst und der Natur funktioniert.
Aktuell zerstört die Menschheit ihre eigene Lebensgrundlage. Dabei werden große Gruppen der Menschheit strukturell benachteiligt und müssen zuerst die Folgen der Erderwärmung spüren, während die Menschen, die am meisten dazu beitragen, unbehelligt die Zerstörung der Natur, wie wir sie kennen, bis zum Exzess fortführen und davon profitieren.
Wir als Bewohner*innen des globalen Nordens, die zum privilegierteren Teil der Gesellschaft gehören, sehen uns in der Verantwortung, hier nicht länger tatenlos zuzusehen. Für uns als Hochschulgruppe ist der Fokus unserer Aktionen an der HTWK. Doch auch darüber hinaus vernetzen wir uns mit anderen aktivistischen Gruppen und organisieren Veranstaltungen unabhängig vom Hochschulkontext.
Mit diesem Dokument wollen wir unserem Wirken einen Rahmen geben. Politischer Aktivismus muss nach unserer Überzeugung ganzheitlich gedacht sein, weshalb wir hier die Grundpfeiler unseres Selbstverständnisses zum Ausdruck bringen.
Der Text ist keinesfalls ab jetzt in Stein gemeißelt. Er soll vielmehr mit unserer Gruppe wachsen und sich entwickeln, weil politisches Wirken auch immer ein Prozess ist. Deshalb erhebt er auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Wenn Du der Meinung bist, dass hier etwas fehlt, unvollständig oder gar falsch ist, dann sprich es in der Gruppe an, sodass wir gemeinsam über eine Änderung debattieren können.
Position zum Kapitalismus
Können wir im kapitalistischen System eine lebenswerte Welt für alle Menschen haben? Nein. SFF HTWK sieht die Ursache für die Klimakrise in unserer aktuellen Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung.
Der Wachstumsdruck, der Kapitaldruck und die Entkoppelung von Arbeiter*innen und Produkten und der damit einhergehende Wertschätzungsverlust für Lebensmittel und Güter führt zwangsläufig auf den Pfad der fortschreitenden Klimakrise. Die Argumente, dass ein „Green New Deal“ den Ressourcenverbrauch vom dringend benötigten Wachstum entkoppeln könnte, sind höchst fragwürdig und historisch noch nie gelungen. Die Umwelt und der Boden wird ausgebeutet, um dem Druck der Kapitalakkumulation standzuhalten.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die soziale Dimension. Der Kapitalismus ist nicht geeignet für eine Welt, in der alle Menschen gleich sind. Das Kapital besitzen nur wenige. Deren Dividenden werden zu unkonsumierbaren und leistungslosen Einkommen, die zwangsläufig auf dem Rücken der Arbeiter*innen verdient werden müssen. Die Lohnarbeit wird immer mehr entwertet, wenn nicht sogar wegautomatisiert werden. Die prekären Arbeitsbedingungen der Arbeiter*innenklasse hindern deren Klassenzugehörige auch an ihrer politischen Interessenvertretung. Wir solidarisieren uns daher mit den Arbeiter*innen und allen vom System benachteiligten Menschen. Wir unterstützen nichtkapitalistische Strukturen, um am Tage des gesellschaftlichen Umbruchs auf ein anderes, solidarischeres Zusammenleben vorbereitet zu sein. Wir sehen die Klimakrise als zwangsläufiges Symptom des Kapitalismus.
Klimakrise - Eine Sozioökologische Krise
Der menschengemachte Klimawandel zerstört nicht nur weite Teile des Planeten, sondern verschärft auch soziale Ungleichheiten extrem. Zentrale Themen wie das Verhältnis zwischen Globalem Norden & Süden, Ernährung, Mobilität & Infrastruktur, Gender Gap und Wohnraum sind dabei in unseren Augen Bereiche, auf die die Ursachen der sozioökologischen Krise zurückzuführen sind und in denen sich die Auswirkungen besonders bemerkbar machen.
Durch ihre Lebensweise und die Ausbeutung benachteiligter Länder hat die Gesellschaft im globalen Norden am meisten zum Klimawandel beigetragen und dadurch sehr stark profitiert. Die Folgen der Klimakrise treffen jedoch am meisten Menschen im globalen Süden, die selbst nur einen kleinen Teil zu der gesamten Klimaerwärmung beigetragen haben. Die tiefe soziale Ungerechtigkeit zwischen Reich und Arm spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Wir als St4F HTWK werden uns deshalb für die Aufklärung über die vielfältigen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Klimakrise und sozialer Krise und die Umsetzung einer sozial-ökologischen Transformation einsetzen. Wir wollen darauf aufmerksam machen, dass sich der Kampf gegen die Klimakrise und soziale Ungleichheiten nicht voneinander trennen lassen und zusammen gedacht werden müssen. Denn nur dann haben wir eine reelle Chance, den Klimawandel zu verhindern oder zumindest dessen Folgen abzuschwächen und dabei soziale Gleichberechtigung anzustreben.
Praktisch bedeutet das, dass wir die Lehre an unserer Hochschule nachhaltiger gestalten wollen. Wir werden uns dafür einsetzen, dass die von uns initiierte Nachhaltigkeitswoche in das Curriculum aufgenommen und das Studium Generale durch weitere sozialökologische Schwerpunkte bereichert wird. Außerdem fordern wir, dass sich die Hochschule für die Umsetzung themenspezifischer Veranstaltungen einsetzt und diese selbstständig durchführt!
Umgang mit Diskriminierung
Diskriminierung basiert auf Macht und Unterdrückung, welche durch ein verzerrtes Verständnis von Normalität bestimmt ist. Es findet eine Konstruktion und Erfindung des "Anderen" statt - die Abgrenzung gegenüber dem Anderen stellt sich immer als Ausgrenzung des Anderen heraus. Eingrenzung ist dabei immer Ausgrenzung und umgekehrt. Während dieser "Ausgrenzungspraxis" werden über- oder unterrepräsentierte Gruppen bei der Zuteilung von Ressourcen und Dienstleistungen ungleich behandelt. Dabei können sich Diskriminierungsformen, wie z.B. Rassismus, Ableismus, Sexismus und Klassismus, auch kreuzen: Diskriminierungsformen werden nicht einzeln betrachtet, sondern ergeben zusammen eine eigene Diskriminierungserfahrung (Intersektionalität).
Dieses diskriminierende Verhalten wird bei den Students for Future HTWK nicht toleriert. Auf Fehlverhalten wird hingewiesen, mit der Möglichkeit sich selbst zu reflektieren und seine Einstellungen diesbezüglich zu ändern. Für uns zählt zum Begriff Nachhaltigkeit nicht nur die ökologische, sondern auch die soziale. Deshalb finden wir es wichtig, uns gegen Diskriminierung einzusetzen.
Wir setzen wir uns aktiv dafür ein, dass die Gruppe diverser wird, indem wir (versuchen?) marginalisierte Gruppen explizitier ansprechen. Wir wollen die Erfahrungen von diskriminierten Personen anerkennen, Kritik annehmen und uns mit den von uns reproduzierten Diskriminierungen auseinandersetzen. Auch wollen wir Betroffenen einen Raum geben, sich zu äußern und ihnen zuhören, um so Empathie diesen Menschen gegenüber zu erarbeiten. Zuletzt ist auch die eigene ständige Weiterbildung und Reflexion von großer Bedeutung.
Hochschulpolitik
Wir, die St4F, gehören als Untergruppe dem StuRa an und stehen voll hinter ihm. Trotzdem werden wir immer vorrangig die Meinung der Hochschulgruppe „Students for Future“ vertreten. Auch soll die Zusammenarbeit zwischen dem StuRa und den verschiedenen Fachschaftsräten weiter verbessert werden. Des Weiteren ist es uns wichtig, dass die Themen Nachhaltigkeit, Inklusion, Klimakrise und Bildungsgerechtigkeit Gehör finden und ein nicht wegzudenkender Bestandteil der Hochschulpolitik sind. Außerdem stellen wir uns klar gegen Diskriminierung!
Generell ist es unser Ziel, aktiven Einfluss auf die Hochschulpolitik zu nehmen und damit auch stetig zu wachsen, um Möglichkeiten und Kapazitäten zu erweitern. Langfristig fordern wir mehr klimagerechte Lehre an der HTWK!
Fazit
Je mehr mensch in das Thema eintaucht, desto mehr wird klar, wie viel es eigentlich zu tun gibt und an wie vielen Ecken gleichzeitig gearbeitet werden muss. Und sehr schnell kommt der Gedanke, dass wir viel zu wenige für die Masse an Aufgaben sind. Doch der Fakt, dass um uns herum gefühlt alles zusammenfällt, hat auch eine positive Seite: Wir können alles hinterfragen! Deshalb sollten wir uns nicht einschüchtern lassen, sondern immer weiter machen. Wir sind zwar nur ein kleiner Teil der Gesellschaft, aber können trotzdem viele andere Menschen inspirieren und kleine Schritte in die richtige Richtung machen.
All the big changes in society have been started by people at the grassroots level.
People like you and me.
So, I ask you to please wake up and make the changes required possible.
To do your best is no longer good enough.
We must all do the seemingly impossible.
- Greta Thunberg