„Lasst uns unsere Hochschule gemeinsam besser machen!", begrüßte Michel Manthey, Sprecher des StudierendenRates, die Erstsemester bei der Feierlichen Immatrikulation der HTWK Leipzig. Im Namen des StuRa gab er den neuen Studierenden einige Tipps mit auf ihren Weg in einen neuen Lebensabschnitt.
Traditionell werden die Erstsemester der HTWK Leipzig mit einem Festakt im Gewandhaus zu Leipzig an ihrer neuen Hochschule und in der Stadt willkommen geheißen, so auch dieses Jahr am 10. Oktober. Die Liste der offiziellen Gäste wie Magnifizenzen der befreundeten Hochschulen, Vertreter*innen aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung war lang – die Begrüßung aller Ehrengäste dauerte gefühlt mehrere Minuten. Als einer dieser Ehrengäste repräsentierte StuRa-Sprecher Michel die gesamte Studierendenschaft der HTWK Leipzig und hieß die 1.800 Erstis in diesem Kreis willkommen.
Zuerst aber stellte Michel klar, wer bei dieser Immatrikulationsfeier im Vordergrund steht: nicht die zahlreichen Ehrengäste, sondern einzig und allein die wichtigsten Personen der Hochschule, die Studis. Für viele beginnt mit dem Studium ein ganz neuer Lebensabschnitt, die erste eigene Wohnung, neue Freundschaften, eine neue Stadt will erkundet werden und an der Hochschule muss man sich erst mal zurechtfinden. Weil das alles gar nicht so einfach ist, gab Michel den neuen Studis fünf Tipps an die Hand, die den Start ins Studium erleichtern sollen. Selbstständigkeit, kritisches, aber auch konstruktives und wissenschaftliches Denken, Gelassenheit und Engagement.
Dass diese Tipps nicht nur im Studium hilfreich sind, sondern auch als Leitsätze für das ganze Leben gelten, betonten auch die nachfolgenden Redner*innen. Der Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung, die stellvertretende Vorsitzende des Hochschulrats Prof. Heike Graßmann und auch Prof. Jörg Junhold, Direktor des Leipziger Zoos, nahmen in ihren Ansprachen immer wieder Bezug auf die Rede des StuRa-Sprechers. Dass Michels motivierende und inspirierende Worte Studis, Angehörige der HTWK Leipzig und die vielen anderen geladenen Gäste gleichermaßen begeisterte, zeigte der kräftige Applaus.
Die komplette Rede könnt Ihr weiter unten nochmal nachlesen.
Viel Spaß bei den Ersti-Tagen
Die Feierliche Immatrikulation war der Auftakt zur Erstsemester-Einführungswoche mit vielen Aktionen für die neuen Studis. Pünktlich zum Semesterstart wurden von vielen freiwilligen Helfern Ersti-Beutel gepackt und verteilt, Ersti-Coaches führen durch die Hochschule und helfen bei Fragen und Problemen, es gibt zahlreiche Infoveranstaltungen und Vernetzungstreffen.
Doch das eigentliche Highlight in dieser ersten Woche des Semesters sind die Erstsemester-Einführungstage! Vom 12. bis 16. Oktober veranstalten der StuRa und die FachschaftsRäte unterschiedliche Events für die neuen Kommiliton*innen. Auf dem Programm stehen Töpfern, Stadtführung, Backen, Kneipentour, Sport, Brauereiführungen und noch viel mehr.
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Der StudierendenRat (kurz: StuRa) ist die gesetzlich verankerte Interessenvertretung aller 6.500 Studierenden der HTWK Leipzig.
Rede zur Feierlichen Immatrikulation 2022
Oberbürgermeister der Stadt Leipzig,
Abgeordnete des Landtages und des Bundestages
Magnifizenzen und Altmagnifizenzen
Mitglieder des Hochschulrates und des Senats
HTWK-Mitglieder und Angehörige
darum soll es heute nicht gehen -
Liebe Erstsemester, heute geht es um Euch, als Erstis, oder besser noch um uns als Studierende, denn darum geht es leider viel zu selten.
Doch zuallererst freue ich mich, Euch an der HTWK Leipzig willkommen zu heißen. Mein Name ist Michel und ich studiere im dritten Semester Betriebswirtschaft. Als Sprecher des StudierendenRates, kurz StuRa, Eurer gesetzlich legitimierten Interessenvertretung, möchte ich Euch auch im Namen aller 6.500 Studierenden willkommen heißen und beglückwünschen.
Beglückwünschen dazu, dass Ihr die ersten Hürden des Studiums erfolgreich gemeistert habt. Ihr habt Euch beworben und wurdet angenommen. Ihr habt Euch damit je nach Studiengang gegen eine Vielzahl von Mitbewerber*innen durchgesetzt, die Hürden des umstrittenen NC überwunden und das Privileg erlangt, Euch für die nächsten Jahre in einem Fach bilden zu dürfen, das Ihr Euch - hoffentlich - ausgesucht habt. Das sind Privilegien, die Ihr Euch immer wieder ins Gedächtnis rufen solltet, Privilegien, für die man gerade in den heutigen Zeiten dankbar sein sollte.
Aber zunächst solltet Ihr erstmal in Eurem Studium ankommen. Um das zu erleichtern, ist es inzwischen Tradition, dass Euch von uns einige Tipps mit auf den Weg gegeben werden. Eine Tradition, die mir selbst weitergeholfen hat und die ich deswegen nur allzu gerne fortführen möchte.
Tipp 1: Selbstständigkeit
Mein erster Tipp für Euch: seid selbständig. Nur so kommt Ihr gut durch das Studium. Ihr müsst selber wissen, ob Ihr eine Lehrveranstaltung morgens um halb acht besucht … oder eben nicht; wie viel Zeit Ihr in Eure Prüfungsvorbereitungen investiert und mit welcher Note Ihr letztlich zufrieden seid. Entsprechend müsst Ihr Eure Zeit einteilen und Euch organisieren.
Aber das Leben hat mehr zu bieten als Studium und Noten und auch da wird Selbständigkeit nötig werden. Die Wahrscheinlichkeiten sind hoch, dass Ihr Euch um Eure Studienfinanzierung selbständig kümmern müsst. Im besten Fall gehört Ihr zu den wenigen, die einen BAföG-Anspruch haben. Dann habt Ihr immerhin „nur“ einige Anträge vor Euch oder vielleicht sogar schon hinter Euch... mein letzter umfasste 35 Seiten. Es kann aber auch gut sein, dass Ihr Euch einen Job neben dem Studium suchen müsst. Spätestens dann werdet Ihr Euch echt Gedanken über Euer Zeitmanagement machen müssen. Und für viele von Euch kommen noch ganz andere Situationen dazu, die Selbständigkeit erfordern. Die erste eigene Wohnung, das neue soziale Umfeld aufbauen, oder sogar Studium und Familie irgendwie miteinander vereinen. Egal was Eure persönlichen Herausforderungen sind - ich wünsche Euch viel Glück und Durchhaltevermögen.
Zur Selbständigkeit gehört insbesondere auch selbständiges Denken.
Womit ich zum zweiten Tipp kommen möchte
Tipp 2: Seid kritisch
Denkt eigenständig und seid kritisch! Ihr habt als angehende Akademiker*innen mehr als alle anderen die Verantwortung, Dinge zu hinterfragen. Nehmt Aussagen nicht einfach so hin, egal woher sie kommen, sondern fragt nach, informiert Euch und bildet Euch eine eigene Meinung. Kein Prof., kein Rektorat und auch kein StuRa-Sprecher ist fehlerfrei. Kritisch zu sein, ist oft anstrengender, als einfach mit dem Strom zu schwimmen und die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen. Aber wir sollten das Recht nutzen, uns unsere eigene Meinung nicht nur zu bilden, sondern diese auch zu äußern.
Euer Studium liefert Euch die methodischen und inhaltlichen Grundlagen, aber Ihr seid es, die mit kritischen Nachfragen, die Gesellschaft und Euch selbst voranbringen könnt.
Also denkt kritisch und denkt außerhalb vorgelebter Bahnen. Aber werdet keine Querdenker.
Tipp 3: Bleibt dabei konstruktiv und wissenschaftlich
Mein dritter Tipp ist eigentlich eine dringende Bitte an Euch. Trotz all dem kritischen Denken, bleibt konstruktiv und sachlich. Wie ich schon sagte, seid Ihr angehende Akademiker*innen - die viel beschworene „Bildungselite”. Damit geht aber nicht nur ein Anspruch, sondern auch eine Verantwortung einher. Wir leben in einer Welt, in der sich alles immer schneller entwickelt, man mehr Zugang zu Informationen hat als je zuvor und gleichzeitig eine Krise auf die nächste folgt. Das kann überfordern - und das tut es viel zu oft. In solchen Zeiten wird die Gesellschaft besonders anfällig für Bedrohungen von den politischen Rändern. Dem müssen wir uns entschieden entgegenstellen - mit Fakten! Denn dafür ist Wissenschaft schließlich da und nur so können wir als Wissenschaftler*innen und Demokrat*innen Probleme lösen.
Tipp 4: Bleibt ruhig und gestaltet Euer Studium so, wir Ihr es wollt
Nachdem ich in den letzten drei Tipps gesagt habe, was Ihr alles tun und lassen sollt, möchte ich dem einen vierten Tipp hinzufügen. Bleibt ruhig und gestaltet Euer Leben und Euer Studium so, wie Ihr es wollt. Was in der Schulzeit noch durch strikte Pläne verhindert wurde und Euch nach dem Studium durch fehlende Zeit wohl zu oft verwehrt bleiben wird, ist, Euer Leben völlig selbst zu gestalten. Deshalb denke ich, solltet Ihr Euch dafür im Studium umso mehr Zeit nehmen. Probiert Euch aus und gebt Euch selber den Freiraum, Fehler zu machen - das gehört schließlich zum Leben dazu, man muss nur lernen, damit umzugehen. Und wenn mal was nicht so funktioniert, wie Ihr Euch das vorgestellt habt, bleibt ruhig, es findet sich immer ein Weg und vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick erscheint. Nehmt Euch die Zeit, die Ihr braucht. Regelstudienzeit ist nur eine Empfehlung, das Studium kein Wettbewerb und Eure Gesundheit wichtiger als gute Noten! Also gestaltet Euer Leben und vor allem Euer Studium so, wie es Euch glücklich macht.
Tipp 5: Engagiert euch
Und es gibt keinen besseren Weg, sein Studium zu gestalten, als sich zu engagieren. Womit ich zu meinem letzten Tipp kommen möchte: Engagiert euch!
Sei es in Vereinen, Parteien, Hochschulgruppen oder natürlich in den Fachschaftsräten und bei uns im StuRa. In keiner Phase Eures Lebens sind die Mitgestaltungsmöglichkeiten so vielfältig wie im Studium. In allen Belangen - vom Aufbau eines Moduls bis hin zur Berufung des Rektorats - haben wir Mitwirkungsrechte - also nutzen wir diese! Wir haben die einzigartige Möglichkeit, das Studium für uns und andere besser zu machen. Aber sowas geht nicht alleine. Deshalb brauchen wir Euch, neue Gesichter, die sich engagieren wollen. Die das Leben an dieser Hochschule gestalten und Verantwortung übernehmen wollen.
Ihr habt dabei die Möglichkeit, für das Leben zu lernen, Qualifikationen zu erwerben, die Euch kein Studium bieten kann und Euch auch einfach mal auszuprobieren. Und Ihr könnt etwas hinterlassen - diese Hochschule nachhaltig verändern. Nicht umsonst sagen wir: „Wer für den StuRa spricht, wird gehört.” Und wenn wir nicht gehört werden, verschaffen wir uns Gehör. Aber gehört werden ist nicht alles, wir müssen verstanden und dann auch noch berücksichtigt werden. Und dazu rufe ich im Namen aller 6.500 Studierenden der HTWK Leipzig auf - Geehrte Hochschulleitung, Politik, Professorenschaft - nehmt uns wahr!
Und liebe Erstis, Euch rufe ich auf, dieses Recht einzufordern. Das geht nirgends besser als im StuRa.
Sollte ich jetzt euer Interesse geweckt haben, schreibt uns an, kommt im Büro vorbei oder sprecht uns einfach mal an. Zum Beispiel in der kommenden Ersti-Woche oder am nächsten Montag, den 17.10. Da demonstrieren wir gemeinsam mit Studierenden aus ganz Sachsen für ein besseres Hochschulgesetz am Uni-Campus. Also kommt vorbei und engagiert Euch!
Liebe Erstis, ich freue mich, dass Ihr heute hier seid, dass Ihr jetzt Euer Studium beginnt und hoffe, meine Tipps können Euch dabei weiterhelfen. Und ich freue mich besonders, wenn Ihr Euch engagiert.
Also lasst uns diese Hochschule gemeinsam besser machen.
Dankeschön!