Das Leben nach der Zwergeninvasion ist eine wunderschöne Fahrt durch nervenzerreißende Schreimomente und piesackende Zweifelsberge.
Man sagt, die eigene Gefühlswelt intensiviere sich ums hundertfache, sobald man ein Kind kriege. Es heißt, man lerne stärker denn je zu lieben – nur wird eher selten erwähnt, dass diese Gefühlsachterbahn auch nach unten schwingen kann, und Eltern sich oft einsamer und verzweifelter fühlen als je zuvor.
Das Leben nach der Zwergeninvasion ist eine wunderschöne Fahrt durch nervenzerreißende Schreimomente und piesackende Zweifelberge.
Weshalb also wird Elternschaft sonst in Zuckerwatte und vorführ Lächeln verpackt um in Magazinen und auf sozialen Medien glatt geputzt vorgeführt zu werden? Was für Auswirkungen haben diese einseitigen Darstellungen von glücklichen Eltern, aufgeräumten Häusern, und durchweg höflichen Kindern?
Die Künstlerin und Sozialarbeiterin Johanna Lohrengel hat sich diesem Thema in ihrer illustrierten Serie “dwarfmother's den” (“der Zwergenmutter-Unterschlupf”) gewidmet, wo sie regelmäßig authentische Beiträge zum Leben mit Kind veröffentlicht. Ihre Hoffnung dabei ist, dass Leser sich von den Bildern und Texten verstanden und getröstet fühlen, durchlebt man selbst zweifelnde Perioden im Umgang mit Kindern und mit dem eigenen Erwachsenwerden.
Empathie und die Beziehung zum eigenen inneren Kind sind Motive, die oft in Johannas Arbeit auftauchen, welche auch unter dem Künstler Synonym Hanuka Lohrengel erscheint.
Vier Jahre lang war sie als Sozialarbeiterin aktiv in der Arbeit mit Opfern von Menschenhandel und Prostitution tätig. Die Geschichten der Frauen, die sie als “Street-Workerin” in Litauen und Lettland erfuhr, begannen oft in deren Kindheiten, die schwere psychische Narben hinterließen.
Die Erfahrungen, die sie durch den Umgang mit Frauen, die in Prostitution involviert sind machte, verarbeite sie in 2016 erschienenen Comicroman “Big City Violets” (“Großstadtveilchen”), der bereits zum zweiten Mal auf Einladung der GUE/NGL Gruppe im Europäischen Parlament präsentiert wurde.
Obwohl der Sprung zwischen der Arbeit mit stark traumatisierten Menschen zum Alltag mit Kind groß erscheint, so entsteht die Verbindung dadurch, dass eine gesunde, liebevolle Kindheit eine lebenslange Impfung gegen Manipulation und psychische Ausbeute sind. Und nur Eltern, die sich verstanden und ermutigt fühlen, können Kinder mit der Geduld erziehen, welche kleine Menschen brauchen um aufs Leben vorbereitet zu werden. Deshalb kreiert Johanna Kunst, die uns von Innen stärkt, uns über unsere Rechte informiert und Mut aufkommen lässt.
Vom 11. Januar ab 13:00 Uhr bis zum 25. Januar 2019 wird nun ein Teil der Dwarfmother-Serie in der Hochschulbibliothek der HTWK Leipzig ausgestellt und lädt zum Lachen, Nachdenken und Teilen ein.
Am 12. Januar 2019 um 18:30 Uhr findet zudem eine Lesung in der BuMerang, der Campus-Buchhandlung der HTWK, über Johannas Arbeit mit Opfern von Menschenhandel und Prostitution statt, in der ihr Comic präsentiert wird und über aktuelle Geschehnisse in Deutschland geredet wird.