„Weil Digitalisierung wichtig ist, solange sie nichts kostet”
Die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) feierte am 19.06.2019 die in Gründung befindliche neue Fakultät Digitale Transformation (F DIT), welche von der Deutschen Telekom AG (DTAG) gestiftet wird. Während die Vertreter*innen der HTWK Leipzig, der DTAG und des Freistaates Sachsen auf die geschlossenen Vereinbarungen anstoßen, positioniert sich der StudierendenRat der HTWK Leipzig (StuRa) durchaus kritisch zur Stiftungsfakultät.
Auch wenn der StuRa einige der positiven Aspekte der Stiftung teilt, müssen trotzdem bedenkliche Punkte angesprochen werden.
An der HTWK Leipzig sind bereits seit dem Wintersemester 2018/19 über 120 Studierende in zwei Bachelorstudiengängen immatrikuliert. Dass die Gründung nun erst ein Dreivierteljahr später erfolgt, verdeutlicht die teils fragliche Lage der Fakultät.
Am 26.01.2018 gelangte der Wissenschaftsrat zu einer negativen Akkreditierungsentscheidung für die Hochschule für Telekommunikation Leipzig (HfTL), da sie den wissenschaftlichen Maßstäben einer Hochschule nicht entspräche. Bereits am 26.02.2018 wurde die Absicht zur Einrichtung einer Stiftungsfakultät an der HTWK Leipzig durch eine kleine Anfrage im Sächsischen Landtag bekannt.
„Unter dieser überstürzten Einrichtung leiden vor allem die Studierenden der Fakultät Digitale Transformation. So werden beispielsweise Absprachen zwischen HTWK Leipzig und DTAG nicht eingehalten, was gerade für die kooperativen Studierenden eine zusätzliche Belastung darstellt. An der HTWK Leipzig laufen derzeit sieben Berufungen von Professor*innen und weitere Ausschreibungen von Mitarbeiter*innen für die Lehre und Verwaltung der neuen Fakultät. Für die Hochschule muss es ein Kraftakt sein, diese fehlenden Ressourcen mit dem sowieso vorherrschenden Personalmangel und schlechtem Betreuungsschlüssel auszugleichen”, so Nico Zech, Sprecher des StuRa.
Nach Aussage der Hochschule sei die HTWK Leipzig mit dieser Fakultät auf dem Weg, sich zum Zentrum der Angewandten Digitalisierung in der Region zu entwickeln. Es ist begrüßenswert, dass sich der Freistaat Sachsen im Thema Digitalisierung nicht abhängen lassen will und dafür die Einrichtung einer eigenen Fakultät unterstützt. Gerade im Bereich der Digitalisierung ist die Praxisnähe wichtig und eine Einrichtung von anwendungsbezogen Studiengänge in Kooperation mit Praxispartner*innen zu begrüßen. Nach der Meinung des StudierendenRates der HTWK Leipzig sind das jedoch keine Gründe, die Finanzierung auf ein privatwirtschaftliches Unternehmen auszulagern. „Das Land stiehlt sich hier eindeutig aus der Verantwortung. Für die Finanzierung der Fakultät hätte der Freistaat die notwendigen Mittel zur Verfügung stellen müssen. Vor allem im Bereich der Forschung besteht die Gefahr, dass diese eng an den Kernkompetenzen und an der Konzernstrategie der DTAG ausgerichtet werden - wie bisher an der HfTL”, so Zech.
Der StuRa blickt erwartungsvoll und skeptisch auf die heute eingerichtete Fakultät und wünscht der Hochschule viel Erfolg bei der Trennung der Freiheit in Lehre und Forschung von Konzerninteressen. Leider wurden einige Gegebenheiten, die der Wissenschaftsrat in seiner Stellungnahme zur HfTL kritisierte, auch an die Fakultät Digitale Transformation übernommen. Nico Zech schließt: „So fungiert auch an der F DIT derzeit ausschließlich die DTAG als Praxispartner, obwohl sowohl an der HfTL als auch an der HTWK analoge Modelle für weitere Kooperationspartner möglich wären. Hier sollte die Hochschule Anstrengungen unternehmen, weitere Partner*innen zu finden. Wie die HfTL sollte auch die F DIT Gleichstellung bei den Studierenden als zentrales Ziel formulieren und in diesem Sinne Konzepte zu entwickeln, um mehr weibliche Studierende zu gewinnen.”