Seit dieser Woche ist der Campus der HTWK Leipzig wieder mit Leben gefüllt und der StudierendenRat freut sich, über 1.600 neue Studis begrüßen zu dürfen.
Gleich am Montag, den 07. Oktober, startete die Ersti-Woche mit einem Highlight: Der Feierlichen Immatrikulation im Gewandhaus zu Leipzig. Dabei wurden nicht nur die neuen Studierenden begrüßt, es wurde auch Prof. Jean-Alexander Müller in sein Amt als neuer Rektor der HTWK Leipzig eingeführt. Nach einigen Grußworten und Ansprachen offizieller Würdenträger wie zum Beispiel dem Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, Burkhard Jung, richtete Christoph Schnell, ehemaliger Sprecher des StudierendenRates, das Wort an die Erstis. In einer gelungenen Rede gab Christoph sehr persönliche Tipps für den Studienalltag und das Studierendenleben und sprach dabei auch die aktuellen Probleme unserer Zeit an.
Ersti-Beutel, Ersti-Tage, Ersti-Grillen
In den letzten Wochen haben viele Menschen im StuRa und in den Fachschaftsräten unter Hochdruck daran gearbeitet, die Erstsemester-Einführungstage 2024 zu planen, vorzubereiten und dann durchzuführen.
Schon Wochen im Voraus stapelten sich Pakete mit Knusperflocken, Kugelschreiber, Getränkedosen, Schreibblöcken, Gutscheinen und noch vielem mehr, die dann letzte Woche dank vieler tollen Helfer*innen in die mit StuRa-Logo bedruckten Ersti-Beutel gepackt wurden.
Was die Menschen aus der studentischen Selbstverwaltung auf die Beine stellen, ist jedes Jahr einfach unglaublich! Bei den verschiedensten Veranstaltungen wie Kreativ-Workshops, Campus-Rallye, Museumsführung, Späti-Tour und Zeichnen können die Studis ihre Kommiliton*innen und Leipzig kennenlernen.
Ein besonderer Dank geht in diesem Jahr an den Ba-Hu Elferrat, den Faschingsverein der HTWK! Aufgrund einiger Probleme hätte das Semsterauftaktgrillen kurzfristig abgesagt werden müssen, aber die Ba-Hus haben nicht lange gefackelt und sind eingesprungen.
Wer gerne selbst bei den nächsten Ersti-Tagen mithelfen, Veranstaltungen organisieren, nette Menschen kennenlernen und sich an der Hochschule engagieren möchte, ist jederzeit herzlich im StuRa willkommen!
Rede zur Feierlichen Immatrikulation 2024
Sehr geehrte Hochschulmitglieder,
Magnifizenzen und Würdenträger,
Angehörige und Gäste,
aber vor allem werte Erstsemester,
willkommen an der HTWK Leipzig. Mein Name ist Christoph und ich darf euch heute im Namen des StudierendenRates hier begrüßen. Der StudierendenRat, kurz StuRa, ist eure gesetzliche Interessenvertretung. Mit der heutigen Immatrikulationsfeier seid ihr nun ein Teil der Studierendenschaft und somit möchte ich euch auch im Namen aller 6.500 Studierenden an der HTWK Leipzig willkommen heißen.
Für euch Erstsemester beginnt heute ein neuer Lebensabschnitt. Ob ihr direkt nach dem Abitur anfangt zu studieren, zuerst ein FSJ gemacht habt, durch die Welt gereist seid oder schon im Berufsleben wart, euch eint dieser Start ins Studium. Um euch bei diesem Start zu helfen, ist es mittlerweile Tradition, dass euch der StuRa an dieser Stelle ein paar Tipps mit auf den Weg gibt. Auch wenn Wandel wichtig ist, möchte ich diese Tradition fortführen.
Tipp 1 – Selbstständigkeit
Dieser neue Lebensabschnitt wird eine Zeit voller neuer Erfahrungen, Hürden und Lösungen. Ihr werdet viele unerwartete, spannende oder stressige Situationen erleben und euch immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen: das allerdings in allen Abschnitten eures weiteren Lebens.
Vielleicht seid ihr ganz neu nach Leipzig gezogen, vielleicht sogar aus dem Ausland. Vielleicht wohnt ihr nicht mehr bei euren Eltern. Vielleicht wohnt ihr jetzt das erste Mal alleine. Vielleicht müsst ihr euch um eure Studienfinanzierung kümmern. Vielleicht müsst ihr Studium und Familie miteinander vereinen. Die Liste an potentiellen Herausforderungen ist endlos. All das müsst ihr nun auch noch neben dem Studium irgendwie bewältigen. Dies erfordert Selbstorganisation, Selbstdisziplin und Selbstständigkeit. Daher hier Tipp 1: Seid selbständig. Es ist wichtig, dass ihr selbst unaufhörlich und kontinuierlich Initiative ergreift und euer Studium und euer Leben selbst gestaltet.
Dies wird nicht von heute auf morgen klappen, sowas braucht Zeit. Nehmt euch Zeit für euer Studium, eure Kommilition*innen, die Hochschule, aber ganz besonders, nehmt euch die Zeit, euch selbst kennenzulernen. Viva la Vida, lebt das Leben und das vor allem so, wie ihr es wollt.
Tipp 2 – bewahrt Ruhe
Anschließend folgt nun direkt Tipp Nr. 2: bewahrt Ruhe. Es kann und wird teilweise sehr stressig werden. Die neuen Lebensumstände, der Leistungsdruck oder finanzielle Sorgen können wie ein tonnenschwerer Stein auf euch lasten. Das ist okay. Wir fühlen uns alle einmal so. Vertraut auf eure Kommiliton*innen, die euch auf diesem Weg begleiten. Versucht einen neuen Blickwinkel einzunehmen. Scheut euch nicht davor Fehler zu machen, aus diesen kann immer etwas gelernt werden. Es geht immer irgendwie weiter. Ihr bestimmt, wie euer Studium und euer Leben aussieht, was dazu gehört und mit welcher Geschwindigkeit es vorangeht.
Tipp 3 – seid kritisch
Der nächste Tipp ist nicht nur für das Studium, sondern auch darüber hinaus sehr wichtig. Seid kritisch. Wir als angehende Akademiker*innen haben mehr als alle anderen die Verantwortung, Dinge zu hinterfragen. Niemand ist fehlerfrei. Kein Prof., kein Politiker und vorallem nicht ich.
In meinem Studium wurden mir verschiedene Arten von Beweisen gelehrt. Dort hörte ich auch das erste Mal vom Autoritätsbeweis. Hierbei handelt es sich um eine These, die einzig und allein auf der Autorität einer einzelnen Person basiert Ein Beispiel dafür wäre, wenn ihr einer Professorin oder einem Professor eine Frage stellt und die Person damit antwortet, das ist so, weil ich es sage.
Es ist oft schwierig, kritisch zu sein und zu bleiben, weil man gegen einen mitunter mächtigen Strom schwimmen muss. Wir sollten aber dieses Recht nutzen, nicht nur unsere eigene Meinung zu bilden, sondern diese auch zu äußern, auch wenn das manchen Menschen nicht gefallen wird. Euer Studium liefert euch die methodischen und inhaltlichen Grundlagen, aber ihr seid es am Ende, die diese Fähigkeiten in die Tat umsetzen müssen. Damit bringt ihr nicht nur euer Umfeld und die Gesellschaft voran, sondern auch euch selbst.
Es gibt aber auch viele weitere Gefahren. In einem Zeitalter von KI-Fälschungen, Fake News, alternativen Fakten und Populismus sind die Grundfesten unserer Demokratie gefährdet. Nach der aktuellen Landtagswahl umso mehr. Hier reicht es nicht mehr, als Einzelperson kritisch zu sein, sondern hier müssen wir uns als Akademiker*innen, aber vor allem als Gesellschaft vereinen und uns dem entgegenstellen. Wir müssen jede Information und zugehörige Quellen wissenschaftlich analysieren, die Erkenntnisse einordnen und Ergebnisse darstellen. Wir als Wissenschaftler*innen müssen echte Lösungen für Probleme vorbringen, insbesondere wenn der Populismus versucht, einfache Lösungen für komplexe Probleme zu präsentieren.
Hinterfragt andere, aber auch euch selbst, bleibt dabei aber immer fair und sachlich.
Tipp 4 – bleibt konstruktiv
Hierauf möchte ich nochmal mehr eingehen. Tipp 4: bleibt konstruktiv. Wir leben in einer Welt, in der sich alles immer schneller entwickelt, und alle jederzeit miteinander verbunden sind. Wir haben Zugang zu mehr Informationen als je zuvor und werden gleichzeitig mit diesen Informationen erschlagen. Dass diese auch Falschinformationen sein können, lassen wir an dieser Stelle einmal außen vor. In solchen Zeiten werden Gesellschaften sehr anfällig für Bedrohungen aus den politischen Rändern. Es ist sehr einfach, auf persönlicher Ebene angreifend zu werden und jede Logik aus dem Fenster zu werfen. Es ist aber unsere Verantwortung, darüber zu stehen und in Krisenzeiten ein Anker der Fakten, der Rationalität und der Wissenschaft zu sein. Dafür sind wir da. Um als Wissenschaftler*innen und Demokrat*innen Probleme zu lösen.
Tipp 5 – engagiert euch
Man kann sich aber leider nicht immer alles zurecht diskutieren. Manchmal muss man auch selber anpacken. Daher lautet der nächste Tipp: engagiert euch. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, sich zu engagieren: In Vereinen, Hochschulgruppen, Parteien und sozialen Einrichtungen. Ein Engagement, welches mir persönlich sehr am Herzen liegt, ist die studentische Selbstverwaltung, genauer gesagt: der StuRa und die Fachschaftsräte.
Es wird kaum einen anderen Ort geben, wo ihr so viel Mitgestaltungsmöglichkeiten und Einfluss habt. Vom Aufbau eines Moduls bis hin zur Berufung des Rektors haben wir Mitwirkungsrechte, die wir auch nutzen. Das geht aber nicht allein. Um alle Studierenden vertreten zu können, brauchen wir auch möglichst viele dieser Studierenden, die gemeinsam daran arbeiten. Wir brauchen euch. Ihr kommt neu an diese Hochschule und bringt neuen Wind mit. Also muss sich auch die studentische Selbstverwaltung an diesen neuen Wind anpassen und das geht nur mit neuen Gesichtern. Gemeinsam können wir diese Hochschule gestalten, an der wir studieren, lehren, forschen und arbeiten. Eine Hochschule ist so viel mehr als nur eine Bildungseinrichtung. Eine Hochschule ist ein Ort des Zusammenkommens und der Gemeinschaft.
Tipp 6 – nichts ist wichtiger, als eure Gesundheit
Auch wenn das folgende bereits in den vorherigen Tipps immer wieder angeklungen ist, möchte ich diesem Thema nochmal einen eigenen Tipp widmen. Daher hier der letzte Tipp für euch: Nichts ist wichtiger als eure eigene Gesundheit. Für die meisten von euch wird sich dieser Tipp selbstverständlich anhören. Es ist aber sehr einfach, sich selbst zu verlieren, wenn man etwas tut, was man liebt. Wenn man etwas tut, was man liebt, ist es egal, dass die private Freizeit etwas eingekürzt wird. Es ist egal, dass das Sozialleben etwas weiter hinten angestellt wird. Es ist egal, dass man vielleicht etwas weniger schläft. Diese Spirale kann sich sehr schnell intensivieren, ohne dass man es selbst merkt: man tut ja das, was man liebt. Achtet nicht nur bei euch selbst darauf, sondern auch bei euren Kommiliton*innen. Haltet zusammen, unterstützt euch gegenseitig und helft euch, wo ihr nur könnt.
Wir leben in einer Zeit des Wandels. Sei es bei euch persönlich, mit dem Beginn des Studiums, allgemein an der HTWK mit einem neuen Rektorat, landesweit nach der Landtagswahl, oder national und international mit all den Krisen, die gerade parallel stattfinden. Es ist einfach, sich an die Vergangenheit zu klammern: “Das haben wir schon immer so gemacht. In diesem Bereich habe ich schon mal Fehler gemacht, das kann ich nicht. Früher war alles besser.” Es ist aber genauso einfach, sich mit Blick auf die Zukunft zu verrennen: “Wenn ich erstmal an diesem Punkt bin, wird alles besser. Das wird sich schon irgendwie fügen. Das ist ein Problem für später.”
„Die Gegenwart ist die einzige Zeit, die in Wahrheit uns gehört.“ - Blaise Pascal. Lasst uns also in der Gegenwart leben und handeln, während wir aus der Vergangenheit lernen, ohne uns an sie zu klammern und uns von ihr blockieren zu lassen, sowie für die Zukunft zu planen, ohne dabei die Gegenwart zu verlieren. Lasst uns dies gemeinsam tun, um die Welt ein Stückchen besser zu machen. Aber bevor wir die Welt verbessern, fangen wir am besten hier und jetzt an.