Über 1.800 Studis starteten am Montag, den 09. Oktober 2023, mit der feierlichen Immatrikulation im Gewandhaus zu Leipzig in ihr Studium. Im Namen der Studentischen Selbstverwaltung begrüßte StuRa-Sprecher Michel Manthey die Studierenden zu ihrem neuen Lebensabschnitt.
Das Studium wird aufregend, spannend und ganz bestimmt auch stressig, aber vor allem wird es die wahrscheinlich beste Zeit im Leben. Viele neue Herausforderungen inner- und außerhalb des Studiums warten auf die Erstsemester. Deshalb ist es mittlerweile zu einer schönen Tradition geworden, dass die Sprecher*innen des StudierendenRates ihre Erfahrungen teilen und den Studienanfänger*innen einige Tipps mit auf den Weg geben.
„Kommt erstmal an und probiert euch aus, Viva la Vida, lebt das Leben - der Stress der Arbeitswelt kommt früh genug" - Der erste und vielleicht auch wichtigste Tipp von Michel könnte als Motto für das gesamte Studium gelten. Die weiteren Tipps „Bleibt ruhig, seid kritisch, bildet euch und engagiert euch!” richtete Michel zwar auch an die Studis, sie sind jedoch für alle Anwesenden im Saal, egal ob Würdenträger*innen, Politiker*innen oder Angehörige der Studierenden, universell gültig.
Auch Prof. Mark Mietzner, Rektor der HTWK Leipzig, der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer sowie Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung hießen die Erstis in Leipzig und an der Hochschule willkommen und wünschten ihnen alles erdenklich Gute für das Studium.
Rede zur Feierlichen Immatrikulation 2023
Sehr geehrte Hochschulmitglieder,
Magnifizenzen und Würdenträger,
Angehörige und Gäste,
doch allen voran
Liebe Erstsemester,
herzlich willkommen zu EURER Immatrikulation. Mein Name ist Michel und ich studiere im fünften Semester Betriebswirtschaft. Ich darf euch heute als Sprecher des StudierendenRates begrüßen. Der StudierendenRat - oder kurz: StuRa - ist eure gesetzliche Interessenvertretung. Und somit möchte ich euch auch im Namen aller 6.500 Studierenden an der HTWK Leipzig willkommen heißen.
Die HTWK - eine moderne Hochschule - mit Tradition. Eine dieser Traditionen ist, dass wir StuRa-Sprecher*innen euch einige Tipps mit auf den Weg geben. Das möchte ich gerne fortsetzen, haben mir diese Tipps doch in meinem eigenen Studium immer wieder weitergeholfen.
Tipp 1 - Kommt an
Das Studium wird eine aufregende Zeit voller neuer Erfahrungen werden. Ihr werdet viele unerwartete, spannende und stressige Situationen erleben und euch immer wieder neuen Herausforderungen stellen müssen - innerhalb und außerhalb des Studiums.
Vielleicht seid ihr ganz neu nach Leipzig gezogen, wohnt das erste Mal alleine. Vielleicht müsst ihr euch um eure Studienfinanzierung kümmern, Studium und Familie miteinander vereinen, oder habt ganz andere Herausforderungen. All das zu meistern erfordert Selbstorganisation und Selbstständigkeit. Gerade wenn ihr frisch von der Schule kommt, möchte ich euch sagen: Das Studium könnt und müsst ihr oft genug selbst gestalten.
Das zu lernen und zu erfahren braucht Zeit. Nehmt euch die Zeit euer Studium, eure Kommiliton*innen, die Stadt, die Hochschule und ganz besonders euch selbst kennenzulernen. Kommt erstmal an und probiert euch aus, Viva la Vida, lebt das Leben - der Stress der Arbeitswelt kommt früh genug. Und auch Regelstudienzeit ist nur eine Empfehlung.
Tipp 2 - Bleibt ruhig
Mein zweiter Tipp baut darauf auf. Egal, was auf euch zukommt: bleibt ruhig. Das Studium kann stressig sein. Neue Lebensumstände, Leistungsdruck, finanzielle Sorgen. Sowas kann überfordern. Und das ist okay. Wichtig ist, dass ihr ruhig bleibt.
Nehmt auch mal andere Perspektiven ein. Traut euch zu, Hürden zu überwinden und Herausforderungen zu meistern. Gebt euch den Freiraum, Fehler zu machen und lernt damit umzugehen.
Wenn ihr Ziele erreicht, haltet daran fest. Und wenn mal was schiefgeht, denkt daran: es geht weiter.
Tipp 3 - Seid kritisch
Den nächsten Tipp, solltet ihr gerade auch außerhalb des Studiums berücksichtigen. Seid kritisch. Unsere Wahrnehmung wird immer mehr geprägt von einer Welt, in der alle immer erreichbar sind. In der jeder einen scheinbar unbeschränkten Zugang zu Informationen hat und deswegen auch scheinbar alles weiß. Diese Entwicklung bringt uns Wissen, Wohlstand und Fortschritt.
Doch dahinter verbergen sich auch große Gefahren: KI-Fälschungen, Fake News, alternative Fakten.
Im nächsten Jahr finden die Landtagswahlen statt, doch Populismus gefährdet schon in diesen Tagen mehr denn je die Grundfesten unserer Demokratie.
Wir müssen uns dieser Gefahr als gesamte Gesellschaft entgegenstellen - das steht außer Frage. Aber gerade wir Akademiker*innen müssen uns unserer besonderen Verantwortung bewusst sein. Denn Fakten stammen aus unserer Hand. Als Studierende müssen wir also lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen. Wir müssen Quellen wissenschaftlich analysieren, Erkenntnisse einordnen und Ergebnisse darstellen.
Populismus präsentiert vermeintlich einfache Lösungen für komplexe Probleme. Aber wir als Wissenschaftler*innen müssen echte Lösungen für diese Probleme präsentieren. Dafür müssen wir kritisch sein.
Und diesen Tipp könnt ihr auch für euer Studium nutzen. Sicher erwartet man, dass Dozierende ihren Stoff in und auswendig kennen. Aber auch die machen Fehler und niemand in diesem Saal hier ist perfekt. Kein Prof., kein Politiker und erst recht nicht ich.
Also: hinterfragt andere, aber auch euch selbst. Und bleibt dabei fair und sachlich.
Tipp 4 - Bildung
Damit ist der Grundstein gelegt und der nächste Tipp scheint mehr als offensichtlich: bildet euch. Natürlich tut ihr das - wofür sonst werdet ihr Vorlesungen und Seminare, Übungen und Praktika besuchen? Wissenschaftliches Arbeiten und Fakten pauken - so ist halt das Studium.
Aber ich meine Bildung hier in einem breiteren Kontext. Zu einem guten Studium gehören auch Persönlichkeits- und Meinungsbildung. Damit meine ich natürlich nicht, dass ihr ohne Faktenwissen stupide eure Meinung vertreten sollt - damit macht man vielleicht in der AfD aber nicht in der Wissenschaft Karriere.
Aber ich wünsche euch, dass ihr durch das Studium in die Lage versetzt werdet echten Diskurs mit Fakten und Meinungen zu führen. Nutzt euer Studium für einen Blick über den Tellerrand. Lernt auch fachfremde Gebiete kennen. Vieles lässt sich übertragen und oft eröffnen sich ganz neue Perspektiven. Lernt was ihr lernen könnt und macht so viele Erfahrungen wie möglich.
Ich verspreche euch, ihr werdet nach dem Studium eine andere Person als vorher sein. Und ich wünsche euch, dass ihr diese Person gerne sein werdet. Seid stolz auf das, was ihr erreicht habt, selbst wenn eine Prüfung mal was anderes suggeriert.
Leider denken immer noch viel zu viele Professor*innen, eine gute Prüfung sei möglichst schwer und lernen heiße auswendig lernen. Aber auch hier zeigt sich langsam Fortschritt. Immer mehr Profs. trauen uns tatsächlich was zu und prüfen nicht, was wir auswendig gelernt haben, sondern welche Fähigkeiten wir erworben haben. Stichwort: Kompetenzorientiertes Prüfen.
Tipp 5 - Engagiert euch
Und diese Entwicklung wird auch vorangetrieben durch engagierte Studierende - eine zu oft unterschätzte Kraft dieser Hochschule. Womit ich zu meinem letzten Tipp kommen möchte: engagiert euch! Es gibt so viele Möglichkeiten. Vereine, Hochschulgruppen, Parteien und soziale Einrichtungen. Aber ganz besonders: die studentische Selbstverwaltung - also uns: den StuRa - und die einzelnen Fachschaftsräte.
Kaum ein Lebensabschnitt bietet so viel Partizipation wie das Studium. Von einzelnen Lehrveranstaltungen bis zum Aufbau der Hochschule, von jeder Modulbeschreibung bis zur Wahl des Rektors haben wir Mitgestaltungsmöglichkeiten. Also nutzen wir diese. Einzeln können wir nicht viel bewegen. Dafür braucht es den StuRa, dafür braucht es die Fachschaftsräte und dafür braucht es euch! Wenn wir als Studis zusammenhalten, müssen wir gehört werden.
Wir sollten die Möglichkeiten nutzen, am besten zusammen mit den anderen Hochschulangehörigen. Gemeinsam können wir eine Hochschule gestalten, an der wir alle gerne studieren, lehren, forschen und arbeiten. Und eine Hochschule ist noch so viel mehr als ein Ort von Lehre und Forschung. Eine Hochschule ist auch ein Ort des Zusammenkommens und der Gemeinschaft.
Lasst uns diesen Ort so schön wie möglich machen. Denn die HTWK ist unser Ort. Die HTWK - liebe Erstis - ist euer Ort. Herzlich Willkommen!